Regierung ruft den Katastrophenfall aus

Verdorrter Mais

Gestern hat die kapverdische Regierung den Katastrophenfall für 18 der 22 Landkreise ausgerufen. Anlass ist die starke Beeinträchtigung der Landwirtschaft durch die Dürre, die die Kapverden nunmehr seit 4 Jahren fest im Griff hat. Die Hoffnung der Bauern auf eine gute Saison nach den Regenfällen im letzten Sommer haben sich mangels weiterer Niederschläge zerschlagen. Ausgenommen sind lediglich die Landkreise Sal, Boavista, São Vicente und Mosteiros auf der Insel Fogo. Die drei ersteren, weil dort keine nennenswerte Landwirtschaft betrieben wird. Und im Kreis Mosteiros kann wegen der besonderen geograhischen Bedingungen auch bei ausbleibenden Niederschlägen noch Landwirtschaft betrieben werden.

Als wesentliche Auswirkungen nennt die Regierung die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums mit gravierenden Auswirkungen auf die soziale Stabilität des Landes, Preisauftrieb bei Lebensmitteln, Zunahme von Arbeitslosigkeit und Engpässe bei der Lebensmittelversorgung. Als Folge verschlechtert sich die Gesundheitslage der Bevölkerung, immer mehr Kinder bleiben der Schule fern und viele Familien fliehen in die Städte, wo sie häufig in den Slums an der Peripherie unterkommen und auch der Verelendung preisgegeben sind.

Zusätzlich verstärkend wirkt die Covid-19-Pandemie, die den Wirtschaftszweig „Tourismus“ zeitweise vollständig zum Erliegen gebracht hat und so ebenfalls zur Verarmung von weiten Teilen der Bevölkerung beigeträgt.

Die Feststellung des Katastrophenfalls ermöglicht die kurzfristige Bereitstellung von zusätzlichen Mitteln, um die schlimmsten Auswirkungen auf die Bevölkerung etwas abzumildern.

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… war nichts mit dem Glück

Nach dem hoffnungsvollen Artikel im September hat das Regenglück die Insel Fogo verlassen. Zumindest auf der Süd- und Südwestseite der Insel sind keine nennenswerten Niederschläge mehr gefallen.

Der Mais ist nach dem Regen im August gut aufgelaufen, aber mittlerweile ist er wieder vertrocknet und es gibt es keine Chance mehr, dass er sich nochmal erholt – auch wenn es in den nächsten Wochen noch Regenfälle geben sollte. Die Bohnensträucher sind noch nicht vollständig vertrocknet, aber wenn es sie überhaupt geben sollte, wird die Ernte sehr gering ausfallen.

Hinzu kommt noch der durch den Coronavirus stark reduzierte Tourismus. Auch hier sind die Einkünfte der Bevölkerung enorm zurückgegangen. Beides zusammen wird viele Haushalte in eine kritische Situation bringen.

Etwas besser sieht es auf der Nordwest- und Nordseite der Insel aus. Hier werden die Ernteerträge zwar deutlich geringer ausfallen, als im letzten Jahr, aber ein Totalausfall ist nicht zu erwarten. Zwischen Ponta Verde und Mosteiros haben die Bauern ihre Hoffnung noch nicht aufgegeben.

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Es tut sich was im Luftverkehr

Die Fluggesellschaft TICV (Transportes Interilhas de Cabo Verde) , die mehrheitlich im Besitz der Bestfly-Gruppe ist, hat gestern, am 24.10.2021 den inländischen Flugbetrieb wieder aufgenommen. Sie operiert nun mit zwei ATR72 zwischen den 7 Inseln, die über einen Flughafen verfügen: Santiago, Fogo, Sal, Maio, Boa Vista, São Vicente und São Nicolau.

Auch die Möglichkeit, Inlandsflüge online zu buchen, wurde wieder eingerichtet unter http://www.bestflycaboverde.com

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… oder doch die Fähre?

Kriola im Hafen von Brava

Nach dem Rückzug der spanischen Fluggesellschaft „Binter“ hat die angolanische „Bestfly“ den Inlandsflugbetrieb auf den Kapverden übernommen. Dies allerdings nur notdürftig und der Unmut ist groß, sowohl bei Einheimischen wie bei Touristen.

Zum einen steht nur ein Flugzeug zur Verfügung, dass den gesamten Flugbetrieb aufrechterhalten soll – viel zu wenig, um sechs Inseln miteinander zu verbinden. Außerdem bietet die Fluggesellschaft keine online-Buchungen an und verweist Interessenten an die Reisebüros. Die Reisebüros außerhalb der Kapverden haben aber ebenfalls keine Möglichkeit, direkt über das Internet zu buchen.

Und zu allem Überfluß werden Flugpläne nur monatlich fortgeschrieben. Buchungen mit einem Vorlauf von mehreren Monaten sind gar nicht möglich. Genau dies ist aber der Wunsch von Touristen aus Übersee, wenn sie ihren Jahresurlaub auf Inseln planen, die über keinen internationalen Flughafen verfügen.

Am besten wendet man sich an ein lokales Reisebüro in Praia, bucht dort den Flug und holt das Ticket dann bei der Durchreise ab.

Eine Alternative ist die Fährverbindung. Die Reederei CV Interilhas verbindet Santiago, Fogo und Brava mit der Schnellfähre Kriola. Aktuell gibt es Verbindungen von Santiago nach Fogo jeweils am Montag, Dienstag und Sonnabend um 15:00 Uhr. Die Fahrtzeit beträgt ca. 3,5 Stunden. Der Betreiber bietet online-Buchungen an. Allerdings werden die Fahrpläne auch hier nur monatlich fortgeschrieben und langfristige Buchungen sind nicht möglich. Diese sind allerdings auch nicht notwendig. Wenn man die Fähre einen Monat vor der Reise bucht, wird man immer einen freien Platz finden. Im Zweifelsfall oder bei technischen Problemen bei der Buchung ist auch hier der Gang zum Reisebüro erforderlich.

Eine ganz unglückliche Situation in einem Moment, in dem sich der wegen Corona am Boden liegende Tourismus gerade wieder erholen könnte. Vermutlich wird auf politischer Ebene bereits an der Beseitigung dieser Misere gearbeitet. Hoffentlich wird in naher Zukunft eine Lösung gefunden.

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… Glück gehabt!

Spodoptera frugiperda

Mit Glück hat es tatsächlich viel zu tun, ob auf Fogo nennenswerte Regenmengen fallen, die Ernteerträge versprechen. Man könnte auch sagen: Zufall.

Die Kapverden liegen auf Höhe der Sahelzone, haben ein wüstenähnliches Klima und Regen ist Mangelware. Am besten sind noch die Viehbauern dran. Da spielt es keine so große Rolle, wann der Regen fällt, Hauptsache er kommt und die Weideflächen werden wieder grün. Anders die Maisbauern. Da muss der Niederschlag während der Vegetationsphase nach der Aussaat fallen und für eine gute Ernte auch nicht nur einmal. Man steckt im Juli die Samen in die Erde und dann hilft nur noch hoffen und beten.

Und es gibt neben der Trockenheit noch einen zweiten Feind: Spodoptera frugiperda. Das ist ein unscheinbarer Nachtfalter, dessen Raupen sich in manchen Jahren millionenfach über die jungen Maiskulturen hermachen. Bisweilen hilft dann die Regierung mit dem Einsatz chemischer Bekämpfungsmittel, aber die sind aus umwelttechnischer Sicht nicht unumstritten.

In diesem Jahr läuft es ganz gut. Seit Mitte August hat es immer mal wieder geregnet und auch heute und in den nächsten Tagen werden wieder Niederschläge erwartet. Die Stimmung unter den Landwirten hat sich deutlich aufgehellt nachdem sich der erste Regen doch ziemlich viel Zeit gelassen hat.

Nur selten verirren sich die regenreichen, tropischen Tiefdruckgebiete bis in die kapverdischen Breiten, vorzugsweise dann von August bis November. In São Filipe fallen pro Jahr im langjährigen Durchschnitt 214 Liter auf den Quadratmeter – im Vergleich mit Mindelo auf der Insel São Vicente ist das sogar noch viel. Dort sind es nur 136. Etwas weiter südlich in den tropischen Regionen steigt die Regenmenge rapide an. Im 500 km weiter südlich gelegenen Bissau sind es schon 1387 Liter und noch 300 km weiter südlich in Conakry 2958 Liter (zum Vergleich: Berlin liegt bei 670 Litern).

Die Niederschlagsmengen sind aber auf einer Gebirgsinsel wie Fogo naturgemäß ungleich verteilt. São Filipe auf der windabgewandten Seite der Insel kriegt immer am wenigsten ab, weil sich die Passatwolken in der Region Mosteiros im Nordosten der Insel bereits abgeregnet haben. Dort sind die landwirtschaftlichen Erträge höher und konstanter und es werden auch Bananen und Kaffee angebaut.

Gott sei Dank gibt es aber noch einen anderen Wasserlieferanten – die Taubildung in den Morgenstunden. Besonders der Obst- und Kaffeeanbau im Krater Chã das Caldeiras beruht hauptsächlich auf diesem Kondensationseffekt. Er ist es auch, der die reichhaltigen Grundwasservorkommen der Insel speist. Diese anzuzapfen hat aber seinen Preis, denn das Wasser muss mit leistungsstarken Elektropumpen aus großen Tiefen an die Oberfläche und zu den Anbauflächen gebracht werden. Wer die Investitions- und Stromkosten aufbringen kann, hat die Möglichkeit, sich mittels Tröpfchenbewässerung von den unberechenbaren Niederschlägen unabhängig zu machen.

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