Viva!

Gestern waren Parlamentswahlen in Cabo Verde und die PAICV (Partido Africano da Independência de Cabo Verde) wird zum dritten Mal in Folge die Regierung unter Maria José Neves bilden. Der Sieg ist deutlicher ausgefallen, als von vielen erwartet. Noch sind nicht alle Stimmbezirke ausgezählt, aber der Vorsprung der PAICV beträgt etwa 9% und gilt als uneinholbar. Carlos Veiga, der Chef der MpD (Movimento para Democracia) und Gegenspieler von Neves, hat noch am Wahlabend seine Niederlage eingestanden. Als dritte Partei wird die UCID unter António Monteiro mit 2 von insgesamt 72 Sitzen im Parlament vertreten sein.

José Maria Neves

So um 22.00 Uhr gingen Galileu und ich zur Wahlparty der PAICV. Die Stimmung war zunächst etwas verhalten, aber als die Coladeiratrommler und die Leute aus der Oberstadt mit ihrem Autocorso  eintrafen, ging dann doch noch die Post ab.

Die Unterschiede zwischen der PAICV und der MpD, die von 1991 bis 2001 Regierungspartei war, sind deutlich und entsprechend polarisiert war ja auch der Wahlkampf. Hier noch mal ein paar Hintergrundinfos zu den Parteien:

1956 wurde die Vorgängerin der PAICV, die Partido Africano da Independência da Guiné e Cabo Verde (dt. Afrikanische Partei für die Unabhängigkeit von Guinea und Kap Verde), durch den Kapverder Amílcar Cabral gegründet. Die PAIGC kämpfte für die Überwindung des portugiesischen Kolonialismus und für die Vereinigung von Kap Verde und Guinea-Bissau zu einem sozialistischen Staat in einem Guerillakrieg gegen die portugiesischen Machthaber. Seit 1973 kontrollierte die PAIGC Guinea-Bissau. Am 20. Januar 1973 putschte ein Teil der Armee der PAIGC gegen die Kapverder an der Spitze der Partei und Amilcar Cabral wurde erschossen. Andere Quellen sagen, dass Amilcar Cabral von Agenten der Kolonialregierung liquidiert wurde. Wie dem auch sei, Amilcar Cabral wird als Nationalheld verehrt und sein Todestag ist der Nationalfeiertag der Kapverden.

Die Nelkenrevolution 1974 in Portugal löste das „portugiesische Empire“ praktisch auf und Portugal entließ im darauf folgenden Jahr auch Kap Verde in die Unabhängigkeit.

Nach den nationalen Befreiungskriegen etablierte die PAIGC einen sozialistischen Staat auf dem Territorium von Guinea-Bissau und Cabo Verde unter Führung Amílcar Cabrals Halbbruder Luís Cabral. Nach einem Militärputsch 1980 in Guinea-Bissau spaltete sich der kapverdische Teil der Partei unter dem neuen Namen PAICV ab. Sie hielt ihr Regime der Ein-Parteien-Herrschaft und eines Staatssozialismus in Kap Verde aufrecht bis zum Fall der Sowjetunion im Jahr 1991. In diesem Jahr wurden offene und freie Wahlen in Kap Verde durchgeführt und die MPD gewann mit 78% der Stimmen.

Die MPD wurde am 14. März 1990 gegründet und stellte die Regierung von 1991 bis 2001. Sie ist eine Mitte-Rechts-Partei und favorisiert Freihandel, eine liberale Wirtschaftspolitik, stärkere Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen und eine intensive Kooperation insbesondere mit Europa.

Seit 2001 wechseln sich PAICV und MPD in der Regierungsverantwortung ab. Wegen der 35-jährigen echten Demokratie und parlamentarischen Streitkultur gelten die Kapverden als politisches Musterland Afrikas.

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