Am Anfang waren die Kapverden nicht gerade wüst, aber leer, d.h. unbesiedelt. Dann kamen die Entdecker, die Grundbesetzer, die Sklavenhändler, die Afrikaner, die Kolonialherren, die Geschäftemacher, die Kriegsflüchtlinge, die portugiesischen Großfirmen, die Remigranten und schließlich die Touristen.
Und es gingen: die Sklaven nach Übersee, die Männer auf die Walfangschiffe oder nach São Tomé auf die Kakaoplantagen , viele Familien während der Hungersnöte nach Brockton oder Lissabon, die Kolonialherren zurück nach Portugal und eine große Zahl der jungen Kapverder ist in ihrer Fantasie auch schon in Amerika.
Viele Biographien der hier lebenden Menschen sind von diesem Kommen und Gehen geprägt.
Renate habe ich 1999 auf Fogo kennengelernt, als Monika und ich das erste Mal auf den Kapverden waren. Sie hatte in ihrem früheren Leben in Deutschland als Sozialpädagogin gearbeitet, war zusammen mit ihrem italienischen Mann, der sich schon viel in Afrika umgeschaut hatte, zwei Jahre zuvor nach São Filipe gekommen und hatte dort ein Restaurant und eine Pension eröffnet. Dort verbrachten Monika und ich unsere ersten Tage auf Fogo. Renate und ihr Mann gehörten zu dieser Zeit zu den ersten Europäern, die diesen Schritt gewagt hatten und meine Entscheidung, ein Haus in São Filipe zu bauen, wäre so nicht zustande gekommen, hätte es die beiden nicht gegeben.
Renate ist jetzt 70, die Kräfte lassen nach und der Wunsch nach einem ruhigen Leben ohne tägliche Verpflichtungen und Verantwortung wird immer stärker.
An dieser Stelle kommt ein anderes Schicksal ins Spiel.
Pipi, die eigentlich Napripandim Ameliazinha heisst, was aber niemand weiss, wurde vor 30 Jahren in Guinea-Bissau geboren und gehört zur Volksgruppe der Manjaka. Sie ist eines von 30 Kindern, die ihr Vater gemeinsam mit 7 Frauen hat. Im Zuge der Kriegswirren in Guinea-Bissau siedelte die gesamte Familie nach Dakar um, wo es Pipis Vater als Händler und traditioneller afrikanischer Heiler zu einigem Wohlstand brachte. Er starb 2002 und auch Pipis Mutter starb 2008 an Diabetis.
Zu dieser Zeit lernte Pipi in Dakar einen jungen Kapverdianer von Fogo kennen, der vor einiger Zeit nach Dakar gekommen war. Zusammen mit Schwester Vitória beschloss Pipi, Dakar zu verlassen und mit D’jara nach São Filipe zu gehen.
Nach einigem Hin und Her eröffnete Pipi 2010 „Pipi’s Bar“, in der ich mich um das marketing kümmere und in der sich auch Renate gerne aufhält, weil sie die beiden Schwestern und D’jara sympathisch findet. Vor einigen Monaten wurde bekannt, dass das Haus verkauft werden soll und Pipi’s Bar dort vermutlich nicht mehr bleiben kann.
Und so entstand der Plan, dass Pipi das Haus von Renate übernimmt und dort mit ihrer Familie den Restaurant- und Barbetrieb weiterführt. Und Renate wohnt weiterhin in einer Wohnung auf der Dachterrasse sozusagen mit Familienanschluß.
Dieser Plan fand bei Renate und Pipi großen Anklang und wurde in Rekordzeit in die Tat umgesetzt. Das neue Café-Bar-Restaurant heißt jetzt „Pipi’s“ und eben diese arbeitet gerade gemeinsam mit D’jara und Vitória wie wild an der Neueröffnung, die am 15. April stattfindet und auch ich habe alle Hände voll zu tun mit organisatorischem Kram, die neue website gestalten, Speisekarte basteln, Material beschaffen usw.
Renate lehnt sich derweil entspannt zurück.