Von Juni bis Oktober laichen die Meeresschildkröten an den Stränden von Fogo, allen voran der Strand „Fonte Bila“ unterhalb der Stadt São Filipe. Dort findet auch der hochproblematische Sandabbau für die Bauindustrie und den Strassenbau statt. Dieser wurde in den letzten Jahren während der Laichzeit der Schildkröten unterbrochen, um diesen Meerestieren die möglichst ungestörte Fortpflanzung zu ermöglichen. Nicht so in diesem Jahr.
Nach Einschätzung der Nichtregierungsorganisation Vito, die sich dem Schutz der Meeresschildkröten verschrieben hat, ist dieses von der Stadtverwaltung genehmigte Vorgehen illegal und steht im Widerspruch zu geltendem Recht. Die NGO Vito versucht, Druck auf die Stadtverwaltung, das Institut für Schifffahrt- und Hafenangelegenheiten und das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt auszuüben, um diese Praktiken zu beenden, bisher jedoch ohne Erfolg.
In der Bevölkerung wird dieses Thema kontrovers diskutiert. Einerseits wird anerkannt, dass der Schutz des Lebensraums der Schildkröten ein wichtiges Ziel ist, andererseits wird aber auch darauf hingewiesen, dass die Arbeit im Sandabbau für viele Familien die einzige Einnahmequelle ist und eine Unterbrechung von 4 Monaten für diese Familien eine existenzielle Bedrohung darstellt.
Von Anwohnern wird beobachtet, wie sich der Strand in den letzten 10 Jahren durch den Sandabbau deutlich verändert hat. Die Sandfläche hat sich erheblich verkleinert und die mit Steinen bedeckte Fläche vergrößert. Wenn der Sandabbau nicht gestoppt wird, ist es nur eine Frage der Zeit, bis dieser Strand, der sowohl von Einheimischen wie auch von Touristen viel genutzt wird, verschwunden sein wird. Damit würde dem Vorhaben, die touristische Infrastruktur von São Filipe zu verbessern und diesen Wirtschaftszweig zu fördern, ein schwerer Schlag versetzt.
Wie die NGO Vito ebenfalls mitteilt, hat der Bürgermeister von S. Filipe, Jorge Nogueira (MpD), auf der letzten Sitzung des Nationalen Netzwerks zum Schutz von Meeresschildkröten auf der Insel Fogo im April dieses Jahres versprochen, dass das Problem der Sandgewinnung kurzfristig durch die mechanische Produktion von Sand mit Gesteinsmühlen gelöst wird. Entsprechende Maßnahmen wurden aber bisher weder eingeleitet noch angekündigt.