Waldbrand bei Monte Velha

São Filipe, 4.5.2015 (Inforpress) – Im Waldgebiet unterhalb von Monte Velha ist am 2. Mai ein Waldbrand ausgebrochen. Auch Weideflächen sind betroffen. Die Löscharbeiten gestalten sich äußerst schwierig, da es sich um nur schwer zugängliches Gelände handelt und der Zugang von Portela in der Chã das Caldeiras nach Monte Velha wegen des Vulkanausbruchs nur zu Fuß möglich ist. Der Aufstieg von Mosteiros mit geeignetem Gerät ist ebenfalls zeitraubend und sehr beschwerlich.

Freiwillige aus der Chã das Caldeiras und Mosteiros sind zur Brandbekämpfung vor Ort, können aber nicht viel ausrichten. Am Nachmittag des 3.5. trafen 50 Armeeangehörige aus Praia zur Verstärkung ein. 

Zusätzlich erschwert werden die Löscharbeiten durch die hohen Temperaturen und den starken Wind, der die Flammen immer wieder entfacht.

Solche Waldbrände treten immer wieder auf, weil Bauern ihre Felder durch Abbrennen auf die kommende Saison vorbereiten und diese Feuer dann mitunter außer Kontrolle geraten. Es besteht zwar ein entsprechendes Verbot, das aber vielfach mißachtet wird.

Nachtrag:

Nach eigenen Recherchen scheint es wohl so gewesen zu sein, dass sich ein Bauer nur einen Kaffee gekocht hat und die Glut des Feuers danach außer Kontrolle geraten ist.

 

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Die Zukunft der Evakuierten

São Filipe, 30.4.2015 (Inforpress) – Am 30.4.2015 wurde in Anwesenheit des Premierministers ein Vertrag mit den Baufirmen Armando Cunha und Monte Adriano über die Renovierung der sogenannten Kinkelhäuser unterzeichnet. Dabei handelt es sich um 110 Häuser, die  nach dem Vulkanausbruch 1995 unter Federführung des damaligen deutschen Aussenministers Kinkel in den Ortschaften Achada Furna und Monte Grande für die aus der Chã das Caldeiras Vertriebenen gebaut wurden.

Diese Häuser sind im Besitz der betroffenen Familien, standen seitdem aber weitgehend leer, da die evakuierte Bevölkerung es 1995 vorzog, wieder in die Chã das Caldeiras zurückzukehren. Diese z.T. heute baufälligen Häuser werden von den Opfern der Vulkankatastrophe 2014 als Unterkunft genutzt und nun mit Spendengeldern für ca 2,7 Mio. Euro renoviert. Je nach Familiengröße werden die Häuser erweitert und in jedem Fall mit Strom- und Wasseranschluß und einem Badezimmer ausgestattet.

Der Premierminister Jose Maria Neves erklärte, dass die Chã das Caldeiras nicht für dauerhaftes Wohnen genutzt werden sollte und sprach sich für eine Bebauung nur für touristische und landwirtschaftliche Zwecke und vorübergehenden Aufenthalt aus.

Außerdem kündigte Neves zum wiederholten Male an, dass die Entscheidung über den endgültigen Standort der neuen Siedlung für die vom Vulkanausbruch 2014 Vertriebenen in den nächsten Tagen getroffen werden solle. Auch über den Standort der neu zu errichtenden Winzerei sei noch nicht abschließend entschieden.

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Die Rückkehr in die Chã das Caldeiras

São Filipe, 24.4.2015 (Inforpress) – Angesichts der Unentschlossenheit der staatlichen Stellen, Entscheidungen zur Zukunft der evakuierten Bewohner der Chã das Caldeiras zu treffen, haben viele Menschen die Initiative ergriffen und füllen die Chã das Caldeiras wieder mit Leben.

Um die beiden wichtigsten Wirtschaftszweige, Tourismus und Landwirtschaft, in Gang zu bringen, soll eine Straßenverbindung über die Lava hinweg nach Monte Losna und dann weiter nach Portela geschaffen werden.

Es wurden bereits einige funcos, traditionelle Rundhäuser, errichtet und an verschiedenen Stellen ist man dabei, Lava abzutragen, um touristische Infrastruktur erneut aufzubauen. Seit ihrer Freigabe wird die Chã das Caldeiras von Touristen wieder gut besucht. Es bestehen in begrenztem Umfang Übernachtungsmöglichkeiten und auch die Besteigung des Vulkans Pico do Fogo ist möglich und wird von Bergführern angeboten.

Einer von ihnen, Cecilio Montrond, sagte, wegen der Untätigkeit der Regierung sei es das Beste, an seine Wurzeln zurückzukehren und das Leben in der Chã das Caldeiras wieder aufzunehmen. Baumaterial wie Eisen und Zement wurde bereits in großem Umfang dorthin transportiert.

Auch die Entscheidung über den zukünftigen Standort der neuen Winzerei scheint gefallen zu sein. Sie soll innerhalb der Chã das Caldeiras auf einem Hügel zwischen Portela und Boca Fonte entstehen. Dieser Platz liegt ca. 50 Meter über dem Niveau der ausgeflossenen Lava und gilt als relativ sicher. Die Wahl dieses Ortes geschah in Abstimmung und unter Beteiligung der drei Gemeindeverwaltungen von São Filipe, Santa Catarina und Mosteiros, die bereits einen Topographen zur Vermessung entsand haben.

Von offizieller Seite erklärten der Koordinator des Naturparks, Alexandre Rodrigues,und der Bürgermeister von Santa Catarina, João Aqueleu Barbosa Amado, dass ihnen weitgehend die Hände gebunden seien, da ihnen bisher keine Regierungsbeschlüsse vorlägen und sie deshalb in keiner Richtung Entscheidungen treffen könnten. Der Bürgermeister von Santa Catarina erklärte allerdings, dass die Einführung einer Maut für die Chã das Caldeiras auf unbestimmte Zeit verschoben wurde.

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Wasser ist zwar nicht knapp …

São Filipe, 17.4. und 23.4.2015

… aber es ist nicht da, wo es gebraucht wird.

Seit mehr als einem Monat werden die ländlichen und besonders die höher gelegenen Bereiche der Insel Fogo nur noch sehr sporadisch mit Wasser aus dem öffentlichen Leitungsnetz versorgt. Grund dafür sind Probleme bei der Stromversorgung, die offenbar nur sehr schwer in den Griff zu bekommen sind. Und ohne Elektrizität kann das Wasser nicht an die Oberfläche und dann in die hochgelegenen Zisternen gepumpt werden.

Die Abhängigkeit der Bevölkerung von der öffentlichen Wasserversorgung ist jedoch gerade in diesem Jahr besonders groß, denn die privaten Zisternen sind leer auf Grund des ausgebliebenen Regens in 2014.

Immer häufiger sieht man Frauen, Kinder und Esel das kostbare Nass in allen denkbaren Gefäßen oft über große Distanzen von den Zapfstellen, die noch in Betrieb sind, nach Hause transportieren.

Die Äußerungen der Verantwortlichen der Wassergesellschaft Aguabrava und der Elektrizitätsgesellschaft Electra sind eher vage, ein konkreter Zeitpunkt für die Lösung des Problems wird nicht genannt.

Und dann kommt ja auch noch vom 24.4. bis 1.5.2015 das Stadtfest von São Filipe und die festas da bandeira. Alle Hotels sind ausgebucht, São Filipe quillt über vor Besuchern und es muss mit einem drastischen Anstieg des Strom- und Wasserverbrauchs gerechnet werden. Aguabrava und Electra haben versprochen, alles zu unternehmen, um Engpässe während der Feierlichkeiten zu vermeiden, Aguabrava will verstärkt eigene Generatoren für die Energieversorgung der Pumpen einsetzen. Es scheint allerdings naheliegend, dass dies zu Lasten der Bevölkerung im Hinterland gehen wird. Dazu eine Frau aus Cabeça do Monte sarkastisch: „Weniger als nichts können sie ja nicht liefern.“

Nachtrag am 23.4.2015:

Inforpress meldet, dass drei Tonnen Fisch, die für die Versorgung der durch den Vulkanausbruch Vertriebenen vorgesehen waren, vernichtet und vergraben wurden. Aufgrund der häufigen und lang andauernden Stromausfälle war der Fisch, der in einem Kühlraum des Ministeriums für Landwirtschaft gelagert wurde, verdorben und selbst als Schweinefutter nicht mehr zu gebrauchen.

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Die schleichende Katastrophe

An jedem Freitag bildet sich vor dem Rathaus von São Filipe eine lange Schlange von Menschen, die auf einen Bezugsschein für Grundnahrungsmittel hoffen. Dieser wird von der Stadtverwaltung an bedürftige Familien ausgegeben, um die unmittelbare Not insbesondere der Landbevölkerung zu lindern. Diese Not ist durch den kompletten Ernteausfall wegen der Dürre in den mittleren und südlichen Kreisgebieten im Jahr 2014 entstanden.

62% der Bevölkerung des Kreises São Filipe (ca.14000 Menschen) leben von Landwirtschaft und Viehzucht und viele Familien stehen vor existentiellen Problemen. Die Weideflächen südlich von Santo Antonio bis hin nach Cova Figueira sind verdorrt und Viehfutter muss von weit her transportiert werden. Diejenigen, die keine finanziellen Rücklagen besitzen und keine Zuwendungen von Verwandten in Übersee bekommen, können die Transportkosten jedoch nicht bezahlen. Viele Ziegen werden billig verkauft oder notgeschlachtet.

Die Menschen in der Schlange vor dem Rathaus haben es immerhin mit dem aluguer bis nach São Filipe geschafft. Aber auch das kostet Geld. Unter den vielen Menschen, die ihre Lage als aussichtslos ansehen, macht sich oft Apathie breit, es kommt zu Mangelernährung bis hin zu Hunger und es fehlt der Antrieb, sich für eine Verbesserung der Situation einzusetzen.

Und das zieht Kreise: wo das Geld fehlt, machen auch die Einzelhändler keinen Umsatz mehr, die Handwerker erhalten keine Aufträge, das Schul- oder Kindergartengeld ist nicht mehr bezahlbar usw.

Gleichzeitig sind große Mengen an Hilfsgütern und Spendengeldern vorhanden. Allein die angolanische Regierung hat 1200 Tonnen Materialspenden im Wert von ca. 7 Mio. Dollar nach Fogo verschifft. Und das ist nur ein Bruchteil der Hilfen für Fogo. Auch aus den USA, Portugal, Deutschland und vielen anderen Ländern kommen Güter und Gelder in großem Umfang nach Fogo. Aber auf allem klebt das Schild „Nur für Opfer der Vulkankatastrophe“. Das Schicksal der ca. 800 Menschen, die durch den Vulkanausbruch ihre Heimat verloren haben, hat international große Beachtung gefunden und eine riesige Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst.

Die Verwendung dieser Mittel wird von vielen Seiten argwöhnisch beobachtet. Und sollten diese Hilfen nicht bestimmungsgemäß verwendet werden, ist eines gewiss: der Aufschrei der Opposition „Veruntreuung von Spendengeldern“.

Gleichzeitig nehmen die Spannungen zwischen den Opfern der Vulkankatastrophe und der notleidenden restlichen Bevölkerung zu und die Integration der durch den Vulkanausbruch Vertriebenen in die bestehenden Gemeinden wird schwieriger.

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