Corona update

Die Inseln Santiago und Sal sind weiterhin die Zentren der Coronaepedemie auf den Kapverden. Während die Fallzahlen auf Sal aber deutlich rückläufig sind, werden auf Santiago immer noch täglich zwischen 30 und 50 Personen positiv getestet. Auf den übrigen Inseln gibt es kein aktives Infektionsgeschehen.

In den vergangenen Wochen wurden Reise-beschränkungen mehrfach geändert oder verlängert. Ab 15. Juli darf die Fluggesellschaft TICV (vormals Binter) nun aber wieder Inlandsflüge zwischen allen Inseln anbieten und auch die Personenfähren verkehren wieder. Das stösst auf den Insel ohne Infektionsgeschehen auf einige Ablehnung. Groß ist die Sorge, dass das Coronavirus importiert wird und sich so auch auf diesen Inseln ausbreitet.

Auch die Entscheidung der Regierung, dass alle Reisende, die die Inseln Sal und Santiago verlassen, über einen negativen Corona-Schnelltest verfügen müssen, kann diese Bedenken nicht wirklich zerstreuen. Das Ergebnis eines Antikörper-Schnelltests ist erst einige Zeit nach einer möglichen Infektion einigermaßen verlässlich und die Gefahr ist groß, dass sich neu Infizierte unerkannt von einer Insel auf die andere bewegen. Und für die routinemäßige Anwendung des zuverlässigeren PCR-Tests fehlen die Kapazitäten. Er wird nur durchgeführt, wenn ein ärztlich attestierter Verdachtsfall vorliegt.

Auslandsflüge sind aktuell untersagt. Ausnahmegenehmigungen werden erteilt, um Reisende, deren Flüge in der Vergangenheit storniert wurden, an ihre Zielorte zu bringen. Am 1. August läuft dieses generelle Verbot aus und es werden wieder reguläre internationale Flüge angeboten, wegen der reduzierten Nachfrage allerdings noch nicht in der Frequenz, wie sie vor der Coronakrise üblich war. Alle warten darauf, dass die ausländischen Gäste zurückkehren, das Wirtschaftsleben wieder Fahrt aufnimmt und die Stagnation ein Ende findet.

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Corona aktuell

Vor 2 Tagen wurden die neuen Entscheidungen des Staatspräsidenten und der Regierung in Sachen Coronaepedemie mitgeteilt. Hier das Wichtigste in Kürze:

Die am meisten betroffene Insel Santiago war die letzte, für die noch der Notstand bestand. Dieser wurde ab 30.Mai. aufgehoben. Allerdings gelten weiterhin besondere Beschränkungen für diese Insel, da es hier eine größere Zahl Infizierter gibt und täglich neue dazu kommen. So ist der maritime Personenverkehr von und nach Santiago erst wieder ab dem 30.Juni gestattet, um eine Verbreitung des Virus auf anderen Inseln zu verhindern.

Zwischen den übrigen Inseln bestehen Fährverbindungen und auch Boa Vista darf ab dem 1.Juni wieder angelaufen werden. Der reguläre Flugbetrieb zwischen den Insel ruht noch bis zum 30.Juni. Nach aktuellem Stand ist es also möglich, die Insel Fogo ab diesem Datum wieder per Flugzeug zu erreichen. Personenbeförderung findet bis dahin nur in medizinischen Notfällen statt.

Aufgehoben wurde ebenfalls die Beschränkung der Öffnungszeiten von Restaurants und Bars auf 21:00 Uhr. Kultur- und Sportveranstaltungen, bei denen mit größeren Besucherzahlen zu rechnen ist, sind erst wieder ab dem 31. Oktober zugelassen.

… und hier noch ein kleines Video zum träumen und planen.

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Festas de São Filipe – das Stadtfest 2020

Die größte Veranstaltung auf Fogo, das Stadtfest von São Filipe, fällt in diesem Jahr wegen der Corona Pandemie weitgehend aus. Einziger Programmpunkt ist die katholische Messe am 1. Mai, bei der die Stadtfahne geweiht wird. Und auch da ist die Teilnehmerzahl auf 10 Personen beschränkt. Etwas vergleichbares gab es in der mehr als hundertjährigen Geschichte dieses Festes noch nie.

Einzig der größte Pferdezüchter der Insel erschien am 27. April, dem Tag der traditionellen Pferderennen, mit 4 Pferden auf dem Hippodrom, um, wie er sagte, zu trainieren. Das sprach sich wie ein Lauffeuer herum und kurz darauf stellte sich auch eine größere Menschenmenge ein, um dem Spektakel zuzuschauen. Dadurch sah sich die Polizei genötigt, einzugreifen und diese Versammlung aufzulösen, weil sie den Vorschriften zur Vermeidung der Ausbreitung des Coronavirus zuwiderlief.

Überhaupt scheint die Bevölkerung von São Filipe von den neuen Verhaltens- und Umgangsregeln nicht sonderlich beeindruckt zu sein. Seit der Ausnahmezustand am 27. April aufgehoben wurde und Geschäfte und öffentliche Einrichtungen wieder geöffnet sind, bieten die Strassen im Zentrum den gewohnten Anblick. An die von den Behörden immer wieder eingeforderten Abstandsregeln hält sich so gut wie niemand.

Ganz verwunderlich ist das nicht. Offenbar hat das Virus die Insel noch nicht erreicht. Es gibt lediglich 5 Verdachtsfälle, die sich vorsorglich in häuslicher Quarantäne aufhalten sollen, aber keine Symptome entwickelt haben. Die strikten Maßnahmen der Regierung, die jeden Personenverkehr zwischen den Inseln untersagt hat, haben die Ausbreitung des Virus offenbar deutlich ausgebremst.

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Biosphärenreservat oder Sandabbau

Im Oktober 2019 hat das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt bei der UNESCO beantragt, die Inseln Fogo und Maio als Biosphärenreservate anzuerkennen. Sollte die UNESCO diesem Antrag zustimmen, ist damit der Anspruch verbunden, dass auf diesen Inseln ein nachhaltiges Gleichgewicht von Ökonomie und Ökologie hergestellt und aufrechterhalten wird.

Die Inseln sollen dann als Modellregionen für nachhaltige Entwicklung beispielhaft demonstrieren, wie in diesen speziellen Landschaften das lokale wirtschaftliche Handeln, das Bewahren der natürlichen Ressourcen und der Artenvielfalt und das Wohlergehen der Bevölkerung in Einklang gebracht werden können.

Sollten Fogo und/oder Maio anerkannt werden, würden sich die Kapverden in den Kreis der 124 Länder einreihen, in denen bislang 701 Biosphärenreservate bestehen. Die UNESCO hat eine Entscheidung für Mitte 2020 in Aussicht gestellt.

Der Verein „Projecto Vitó“ ist seit 10 Jahren auf Fogo aktiv und setzt sich für Umweltschutz und speziell den Schutz der Schildkröten ein, die den Strand „Fonte Bila“ unterhalb der Stadt São Filipe als Laichplatz nutzen. Ebenfalls an diesem Strand wird allerdings auch seit vielen Jahren Sand abgebaut, der dann von der Bauwirtschaft weiterverarbeitet wird.

Der Vorsitzende des Vereins Projecto Vitó, Herculano Dinis, machte anlässlich des Antrags an die UNESCO deutlich, dass sich diese Praxis überhaupt nicht mit den Ansprüchen an ein Biosphärenreservat vereinbaren läßt, auch wenn Fogo ansonsten alle Voraussetzungen für ein solches erfüllt. Schon jetzt sei die Breite des Strandes etwa um die Hälfte zurückgegangen und es sei nur eine Frage der Zeit, bis er verschwinden würde, wenn der Sandabbau in dieser Form fortgesetzt würde.

Jorge Nogueira, der Vorsitzende der Gemeindevertretung, erklärte, dass die Erhaltung des Strandes natürlich ein wichtiges Ziel der Stadtverwaltung sei, dass er aber auch die wirtschaftliche Entwicklung der Insel im Blick haben müsse, ebenso wie das Wohlergehen von Hunderten von Menschen, die direkt oder indirekt von der Bauwirtschaft und damit von dem Sandabbau abhängig seien, zu dem es aktuell keine Alternative gäbe.

Die Alternativen zum Sandabbau am Strand Fonte Bila werden allerdings ebenfalls schon seit 10 Jahren diskutiert: z.B. Sandabbau in den Schluchten im Inselinneren, Sandimporte aus Mauretanien oder Gesteinsmühlen, um aus Lavaschlacke Sand herzustellen. Alle Alternativen haben aber eines gemeinsam: sie sind aufwändiger und teurer als das jetzige Verfahren und so hat sich die Bauwirtschaft bisher durchgesetzt und alle Versuche, neue Wege der Sandgewinnung zu finden, sind in eben diesem verlaufen.

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Hohe Wellen

Luís Giovani

In Bragança in Portugal wurde am 21.12.2019 ein junger Kapverder in der Nacht nach dem Besuch einer Diskothek ohnmächtig von der Polizei aufgefunden. Es handelte sich um Luís Giovani, einen 21-jährigen Studenten aus Mosteiros auf der Insel Fogo. Die Polizei ging zunächst von einem Betrunkenen aus, bis sie schwere Kopfverletzungen feststellte. Luís Giovani wurde in die Notaufnahme des nächsten Krankenhauses gebracht und erlag 10 Tage später am 31.12. seinen Verletzungen.

Es stellte sich heraus, dass Luís Giovani mit zwei Freunden in der Diskothek gewesen war und außerhalb der Diskothek von einer Gruppe von ca. 15 einheimischen Jugendlichen überfallen, in die Enge getrieben und schwer mißhandelt wurde. Nach dem Tod von Luís Giovani und nachdem die Proteste der kapverdischen Gemeinde immer intensiver wurden, hat die Polizei einige dieser Jugendlichen, die wegen anderer Delikte bereits auffällig geworden waren, verhört. Abschließende Ergebnisse gibt es noch nicht.

Der Vorfall wird von der kapverdischen Gemeinde als Ausdruck von massivem Rassismus angesehen und die schleppende Art und Weise der Ermittlungen und der Berichterstattung in den Medien wird als respektlos und diskriminierend empfunden. Vielfach wird geäußert „Man stelle sich vor, Luís Giovani wäre ein Weißer und die 15 Jugendlichen wären Kapverder – welch ein nationaler Aufschrei würde Portugal erschüttern!“

Das Fass zum Überlaufen brachten die Äußerungen einer portugiesischen Rechtsanwältin, die in einem Fernsehinterview Kapverder als Pöbel und Parasiten [ gentalha, parasitas] klassifizierte. Damit drückte sie das aus, was von vielen Kapverdern in Portugal und auch in ihrem Heimatland empfunden wird: Kapverder werden von vielen der ehemaligen Kolonialherren noch immer als Menschen zweiter Klasse angesehen und entsprechend entwürdigend und respektlos behandelt.

Mittlerweile gibt es viele scharfe Kommentare von prominenten Kapverdern, Fußballspielern, vom Premierminister und dem Presidenten der Nationalversammlung und der Ruf nach einem angemessenen rechtsstaatlichen Umgang mit dem Fall und seine umfassende Aufklärung wird immer lauter. Auch der Verband der kapverdischen Rechtsanwälte hat eine entsprechende Erklärung abgegeben und gegen die portugiesische Rechtsanwältin wurde eine Anzeige wegen rassistischer Hetze erstattet

Sowohl in der kapverdischen Gemeinde in Portugal wie auch auf den Kapverden selbst schlägt die Berichterstattung über das Schicksal von Luís Giovani hohe Wellen. Aktuell finden in Mosteiros und in São Filipe aber auch auf vielen anderen Inseln Demonstrationen und Schweigemärsche zu seinen Ehren statt. Dabei geht es aber nicht nur um diesen speziellen Fall. Sie drücken auch die Empörung über den alltäglichen Rassismus aus, dem Kapverder im Ausland und manchmal sogar im eigenen Land ausgesetzt sind.

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