São Filipe, 31.12.2015 – Die Ministerin für die Entwicklung ländlicher Räume, Eva Ortet, teilte am 28.12.2015 mit, dass ein neues Informations- und Verwaltungszentrum für die Chã das Caldeiras mit deutscher Finanzierung gebaut wird. Es soll in Achada Furna entstehen.
Dieser Ort liegt ca. 5 km unterhalb des einzigen befahrbaren Zugangs zur Chã, gilt als gut geschützt vor erneuten Vulkaneruptionen und ist auch für die Errichtung eines neuen Dorfes für die vor einem Jahr bei der letzten Eruption evakuierten Bevölkerung vorgesehen.
Erinnert sei daran, dass ein ebenfalls von Deutschland finanzierter und ökologisch und architektonisch hoch gelobter Verwaltungssitz in der Chã das Caldeiras vor einem Jahr wenige Monate nach seiner Einweihung ein Raub der Lavamassen wurde.
Außerdem teilte die Ministerin mit, dass ebenfalls mit deutscher Finanzierung ein zweiter befahrbarer Zugang im Norden der Chã gebaut wird. Dieses aufwendige Projekt (ca. 6 Mio. Euro) erfordert den Bau mehrer Brücken und wird den Ort Campanas em Cima mit Monte Velha am nördlichen Chãausgang verbinden. Der Bereich Monte Velha liegt in unmittelbarer Nähe der Chã, ist aber auf Grund seiner geologischen Struktur gut gegen weitere Vulkanausbrüche geschützt. Dort gibt es Landflächen in staatlichem Besitz, die für Neuansiedlung genutzt werden könnten, wenn der befahrbare Zugang hergestellt ist.
Luis Pires, der Bürgermeister von São Filipe, teilte bei dieser Gelegenheit mit, dass er mit der deutschen KfW-Bank in Finanzierungsverhandlungen stehe, um den Flughafen nahe der Inselhauptstadt zu erweitern.
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Am 8.1.16 gab es im TV ein Dementi der Ministerin: sie hätte lediglich gesagt, dass die Finanzierung eines nördlichen Zugangs zur Chã das Caldeiras durch Deutschland im Bereich des Möglichen liege.
Aus Sicht einer vor einem Jahr aus der Chã evakuierten Familie stellt sich die Situation etwa so dar:
Das Haus in der Chã wurde im Dezember 2015 von Lava verschüttet und so ist sie erstmal in ihr Haus nach Monte Grande gezogen, das sie 1995 nach dem damaligen Vulkanausbruch erhalten aber nie genutzt hatte. Dies Haus ist ziemlich heruntergekommen und hat weder Wasser noch Strom. Außerdem gibt es dort keine Erwerbsmöglichkeiten.
Die Regierung verspricht, diese Häuser zu renovieren, u.U. zu erweitern und auf jeden Fall ein Badezimmer einzubauen und für Wasser- und Stromanschluß zu sorgen. Die Umsetzung dieses Versprechens verzögert sich allerdings um viele Monate.
Die Familie kehrt im Spätsommer 2015 in die Chã zurück, wie sie es auch schon 1995 gemacht hat und errichtet dort illegal (wie in 1995) eine Unterkunft.
Die Regierung beginnt mit der Renovierung der Häuser in Monte Grande und teilt mit, dass eine neue Siedlung für die Opfer der Vulkankatastrophe in Achada Furna entstehen werde.
Die große Mehrheit der evakuierten Familien ist sich jedoch darin einig, dass man weder in Monte Grande noch in Achada Furna wohnen will, sondern in der Chã oder zumindest in unmittelbarer Nähe, weil nur dort die traditionelle Erwerbstätigkeit als Wein- oder Obstbauer, Viehzüchter oder Turistenführer möglich ist.
…und was nützt der größte Flughafen, wenn er von der staatlichen Fluggesellschaft nur unzureichend angeflogen wird und die Niederlassung einer zweiten Fluggesellschaft nach Kräften verhindert wird.