… Glück gehabt!

Spodoptera frugiperda

Mit Glück hat es tatsächlich viel zu tun, ob auf Fogo nennenswerte Regenmengen fallen, die Ernteerträge versprechen. Man könnte auch sagen: Zufall.

Die Kapverden liegen auf Höhe der Sahelzone, haben ein wüstenähnliches Klima und Regen ist Mangelware. Am besten sind noch die Viehbauern dran. Da spielt es keine so große Rolle, wann der Regen fällt, Hauptsache er kommt und die Weideflächen werden wieder grün. Anders die Maisbauern. Da muss der Niederschlag während der Vegetationsphase nach der Aussaat fallen und für eine gute Ernte auch nicht nur einmal. Man steckt im Juli die Samen in die Erde und dann hilft nur noch hoffen und beten.

Und es gibt neben der Trockenheit noch einen zweiten Feind: Spodoptera frugiperda. Das ist ein unscheinbarer Nachtfalter, dessen Raupen sich in manchen Jahren millionenfach über die jungen Maiskulturen hermachen. Bisweilen hilft dann die Regierung mit dem Einsatz chemischer Bekämpfungsmittel, aber die sind aus umwelttechnischer Sicht nicht unumstritten.

In diesem Jahr läuft es ganz gut. Seit Mitte August hat es immer mal wieder geregnet und auch heute und in den nächsten Tagen werden wieder Niederschläge erwartet. Die Stimmung unter den Landwirten hat sich deutlich aufgehellt nachdem sich der erste Regen doch ziemlich viel Zeit gelassen hat.

Nur selten verirren sich die regenreichen, tropischen Tiefdruckgebiete bis in die kapverdischen Breiten, vorzugsweise dann von August bis November. In São Filipe fallen pro Jahr im langjährigen Durchschnitt 214 Liter auf den Quadratmeter – im Vergleich mit Mindelo auf der Insel São Vicente ist das sogar noch viel. Dort sind es nur 136. Etwas weiter südlich in den tropischen Regionen steigt die Regenmenge rapide an. Im 500 km weiter südlich gelegenen Bissau sind es schon 1387 Liter und noch 300 km weiter südlich in Conakry 2958 Liter (zum Vergleich: Berlin liegt bei 670 Litern).

Die Niederschlagsmengen sind aber auf einer Gebirgsinsel wie Fogo naturgemäß ungleich verteilt. São Filipe auf der windabgewandten Seite der Insel kriegt immer am wenigsten ab, weil sich die Passatwolken in der Region Mosteiros im Nordosten der Insel bereits abgeregnet haben. Dort sind die landwirtschaftlichen Erträge höher und konstanter und es werden auch Bananen und Kaffee angebaut.

Gott sei Dank gibt es aber noch einen anderen Wasserlieferanten – die Taubildung in den Morgenstunden. Besonders der Obst- und Kaffeeanbau im Krater Chã das Caldeiras beruht hauptsächlich auf diesem Kondensationseffekt. Er ist es auch, der die reichhaltigen Grundwasservorkommen der Insel speist. Diese anzuzapfen hat aber seinen Preis, denn das Wasser muss mit leistungsstarken Elektropumpen aus großen Tiefen an die Oberfläche und zu den Anbauflächen gebracht werden. Wer die Investitions- und Stromkosten aufbringen kann, hat die Möglichkeit, sich mittels Tröpfchenbewässerung von den unberechenbaren Niederschlägen unabhängig zu machen.

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Eine Antwort zu … Glück gehabt!

  1. Mike Goike sagt:

    So viel Glück war es denn doch nicht. Es gab keine weiteren Regenfälle mehr und Mitte Oktober drohen viele Kulturen – speziell der Mais – zu vertrocknen. Was so gut begonnen hat, könnte doch wieder in einem Ernteausfall enden.

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